....wir gehen dann mal wieder los
Unsere 4. Pigertour nach Santiago de Compostela

                      

 Zuerst kommt mal wieder die Planung. Alles was es an Ausrüstung bedarf,liegt geordnet und griffbereit in unserem Schrank und wartet nur darauf in Gebrauch genommen zu werden. Bleibt nur noch das Problem mit dem gemeinsamen Urlaub. Doch zu unserer Überraschung gestaltete sich das relativ einfach. Ab dem 18.06.2012 stehen uns drei Wochen zur Verfügung und wir können es kaum erwarten den hl. Jakobus wieder zu sehen.
Einige Wochen vor unserer Abreise treten dann doch noch Probleme auf. Ein plötzlicher schwerer Krankheitsfall in der Familie und zu allem Überfluß verspüre ich noch ziemlich starke Schmerzen in beiden Knien. Sollte ich damit zu einem Arzt gehen?. Kommt nicht in Frage, wenn ich dem erzähle was wir vor haben, dann würde bestimmt ein NEIN dabei herausspringen. Also Klappe halten und sehen was passiert. Sollte unsere Tour daran scheitern??
Quasi in letzter Minute steht unser Entschluß fest, wir können gehen und ganz im Stillen hoffe ich, das auch meine Knie auf dieser doch anstrengenden Tour ihren Dienst versehen werden. Ulla weiß nichts von meinen Problemen, denn auch sie hat im Moment kaum eine ruhige Minute und ich möchte sie damit nicht auch noch belasten. Wie gut, das ich sie an meiner Seite habe. Auch die, stärkenden Worte meiner lieben Freundin Kerstin( Nachtwanderin) geben mir Mut und Hoffnung für unsere Reise. Wie sehr ich beide brauchen werde,wird sich später noch zeigen. In mir ist ein unglaublich starkes Gefühl, diesePilgertour über den Camino Primitivo unbedingt noch gehen zu müssen. Warum auch immer. Also gehen wir es an.

17.06.12 unsere Pilgertour hat begonnen. Flug von Hamburg Oviedo/Asturias mit Zwischenlandung in Palma de Mallorca
Es ist 4.30Uhr und unser Taxi wartet vor der Tür. Schnell sind die Rucksäcke im Kofferraum verstaut und es beginnt eine wilde Fahrt zum Flughafen Fuhlsbüttel. Obwohl wir Zeit genug haben heizt der Fahrer wie auf einer Autobahn durch die Stadt. Fahrzeuge die im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, werden gnadenlos zur Seite gehupt und mit Schimpf und Schande versehen und ich frage mich, wer hier den Camino wohl am nötigsten hat. Nach knapp einer viertel Stunde erreichen wir das Abflugterminal und sind froh, wieder festen Boden unter unseren Füßen zu haben. Die Gepäckaufgabe geht recht zügig,obwohl dort sehr viele Urlauber auf ihre Abfertigung warten, denn unser Flieger geht erst mal nach Mallorca.
Mit einer kleinen Verspätung startet unser Flugzeug um 6.00Uhr und nach einem ruhigen Flug erreichen wir um 8.30Uhr Palma de Mallorca. Nun beginnt eine lange Geduldsprobe, denn erst um 15.40Uhr geht unser Flug zu unserem Zielflughafen Oviedo/ Asturias. Einer meiner Forumsfreunde,Tobi, hatte mir vor ein paar Tagen geschrieben, das seine Chefin, Dani,  am gleichen Tag wie wir nach Asturias fliegt um den ,,Primitivo,, zu gehen und wir sollten ihr doch liebe Grüße ausrichten, wenn wir sie sehen.
Die Zeit scheint still zu stehen. Immer wieder gehen unsere Gedanken auf den Weg zurück nach Hamburg zu unserer kranken Mutter. Wird alles gut gehen? Wir vertreiben uns die Zeit damit die Urlauber anzusehen die da ankommen oder teilweise ,,abgefüllt,, vom Ballermann wieder Richtung Heimat fliegen. Ist schon toll, was man da so zu sehen bekommt. Dann endlich geht es weiter Es ist 16.45Uhr als unsere Maschine auf dem Rollfeld des Flughafens Asturias aufsetzt und uns erwartet ein Wetter mit dunklen Wolken und kühlen 17Grad.
In der Gepäckausgabe lernen wir dann Dani kennen und überbringen ihr natürlich gern die Grüße von Tobi. Sie berichtet uns von ihren Vorbereitungen im Sauerland und von ihren geplanten Etappen auf ihrem Camino Primitivo.
Mit einem Bus der Alsa-Gesellschaft fahren wir um 18.00Uhr in Richtung Oviedo. Dani wird in einem Hotel in der Nähe der Kathedrale übernachten und auch wir haben in der Innenstadt ein Pensionszimmer gebucht. Gemeinsam verlassen wir den Busbahnhof und verabschieden uns dann. Wir werden uns in den nächsten Tagen bestimmt noch auf dem Camino sehen. Also,,buen Camino!. Es beginnt leicht zu regnen und wir sind froh, als wir unsere Pension erreichen. Trotz des Nieselregens unternehmen wir noch einen kleinen Stadtbummel und auch zur Kathedrale die, wie so oft in Spanien, mal wieder verschlossen ist. Zum Abendessen sind wir in einer typischen Cederia eingekehrt. War schon ein tolles Erlebniss, wenn der Kellner die Gläser auf den Boden stellt und mit versteinerten Miene versucht, ohne hinzusehen, den Cidre in die Gläser zu füllen. Dazu gab es eine wunderbare Tortilla,,super.
Auf dem Weg zu unserer Pension fängt es dann so richtig zu regnen an. Der Himmel öffnet seine Schleusen und als wir unser Qurtier erreichen sehen wir aus wie frisch geduscht.      Eingewöhnungsphase !!
Hoffendlich ist das Wetter morgen besser oder wenigstens trocken,wir werden sehen.


Kathedrale in Oviedo


1.Etappe :  Oviedo - Grado     29,5 Km
7.30Uhr verlassen wir unsere Pension,es regnet leicht und unsere Ponchos dürfen gleich zeigen, was sie können. In einer Bar im Zentrum trinken wir unseren ersten cafe con Leche und essen ein Hörnchen dazu. Nun noch schnell etwas für unterwegs einkaufen. Wasser, Brot, Käse und Äpfel füllen unseren Rucksack und dann machen wir uns auf die Suche nach dem ersten Wegweiser. Ich habe mal wieder mein GPS Gerät mit dem Track vom Primitivo dabei, auch wenn es sich manchmal nur schwer mit dem alten Pilgergedanken vereinbaren lässt so fühlen wir uns doch sicherer, wie wir aus vergangenen Touren gesehen haben. Wie sehr sich das noch bewarheiten sollte wird sich später noch zeigen. Endlich finden wir das erste Muschelzeichen und auch der gelbe Pfeil, unser ständiger Begleiter für die nächsten Tage, ist zu sehen.
Eine kleine spanische Frau mit rot gefärbten Haaren kommt aufgeregt auf uns zu und direkt neben einem der Wegweiser fragt sie uns mit Händen und Füßen und einem Schwall spanischer Worte, wohin sie nun gehen muss. Als wir ihr den gelben Pfeil zeigen schaut sie uns nur fragend an, was soll das sein? Ein Wegweiser ? Nun gut, wir gehen vor und die Frau folgt uns noch immer laut ,,schnatternd,, Ich glaube, sie ,,twittert,, gerade ohne Internet und kommentiert jeden Schritt, den sie gerade unternimmt.. Plötzlich stellt sie sich genau vor uns auf die Straße und versuchte ein Foto von uns machen. Nach einigen erfolglosen Versuchen drückte sie mir den Apparat in die Hand und schaute mich fragend an. Ich versuchte ihr die Technik zu erklären, machte ein Foto von ihr und gab ihr das Gerät zurück in der Hoffnung, das sie nun damit klar kommen wird. Als wir weiter gehen folgt sie uns zielstrebig und ich wüsste heute nur zu gern, was sie so alles erzählt hat , als wir aus der Stadt heraus gingen. Auf dem Weg nach San Lazaro gesellte sich noch ein Spanier mit seiner Tochter zu uns und nun erzählte unsere Freundin denen ihre Geschichte und fast glaubte ich nach diesen Ausführungen spanisch zu verstehen. Vater und Tochter machten nach einigen Minuten jedenfalls einen etwas genervten Eindruck,wie es schien. So wanderten wir durch den Regen und unsere Ponchos waren nicht nur von außen nass. Schweiß und Kondenswasser tropften auch aus dem Inneren und es fühlte sich so richtig eklig an.
In Escamplero machten wir eine Pause. Natürlich mit Cafe con Leche und Käse Boccadillo. Unsere spanischen,,Gefolgsleute,, gingen weiter und so verlieren wir uns aus den Augen. Es regnete noch immer, als wir unsern Weg fortsetzen, doch es ist etwas stiller geworden. Die Wege sind aufgeweicht und der Matsch läuft schon langsam oben in unsere Schuhe. Steil führt der Weg durch einen Wald Bergauf und so langsam macht es keinen Spaß mehr und wir sehnen uns nach einem trockenen Plätzchen.


Die Wege sind aufgeweicht und manchmal schwappt die Brühe oben in unsere Schuhe

Endlich erreichen wir das Städtchen Grado und wer läuft uns über den Weg? Genau, unsere spanische Freundin. Sie hat sich knallrote Gummistiefel gekauft, denn sie war bisher in leichten Turnschuhen unterwegs und nun hatte sie bestimmt ein paar naße Füße bekommen. Echt leichtsinnig, die Frau. Wir wollen mal sehen, ob wir hier irgendwo eine Bleibe finden und wir gehen zum Tourismusbüro. Ist natürlich geschloßen. Öffnungszeiten von 9.00 - 11.00Uhr und von 17.00 - 18.00Uhr. das kommt richtig gut. Am Ortsausgang finden wir eine Pension, Motorstop, und dort bekommen wir für 30 Euro ein Doppelzimmer. Hier werden wir bleiben und unsere Sachen trocknen und dann heiß duschen,,,was für eine Wohltat. Nur zum Abendessen an dem Plaza Mayor verlassen wir kurz unser warmes,trockenes Nest.

2. Etappe:  Grado - Salas  24 Km
Kurz nach 7.00Uhr verlassen wir unsere Pension und natürlich regnet es wieder in Strömen. Man kann mal wieder kaum etwas von der Umgebung erkennen. Tief hängen die Wolken über der Erde und ausserdem ist es bitterkalt. Ist das der spanische Sommer,7° und Regen ohne Ende ? Ab und zu sehen wir vor uns im Nebel einen Pilger gehen. Die Wege sind fast unpassierbar. Immer schlimmer prasselt der Regen auf uns herab. Meine Knie schmerzen und alles in Allem können wir kaum glauben, das dieses nun unser Urlaub 2012 sein soll. Nach fast 3 Stunden erreichen wir das Kloster San Salvador in Cornellana. Kurz vor dem Ort lässt der Regen etwas nach und wir sehen vor uns Vater und Tochter, die wir gestern kennengelernt hatten.. Durch einen Park gelangten wir zum Kloster. Mal sehen, vielleicht finden wir hier ein trockenes Plätzchen wo wir Pause machen können. Doch leider wie so oft, alles ist verriegelt und verrammelt. Also gehen wir weiter. Auf einer der Parkbänke saß ein Pilger und verzehrte sein Mittagsbrot unbeeindruckt vom Regen.


Kloster San salvador in Cornellana

 Kein wahres Vergnügen, doch was soll man machen? Es beginnt wieder sehr heftig zu regnen und die Wege verwandeln sich in eine braune, stinkende Pampe aus Lehm und Kuhsch... Es will kein Ende nehmen. Endlich erreichen wir eine alte,verwitterte Bar in dem kleinen Ort Llamas, unsere Rettung. Wir sind so froh, unsere Ponchos einmal ausziehen zu können. Der heiße Cola Cao weckt unsere Lebensgeister, doch im Fernsehen übertragen sie gerade den Wetterbericht und der sagt für die ganze Woche Regen voraus. Mein Gott, was tun wir uns da wieder an??


Inder Kaffeebar von Llamas. Meine Ulla ist ganz schön fertig...und ich auch.
Es hilft nichts, wir müssen weiter. Vor uns geht eine Pilgerin mit einem großen Regenschirm und dann hastet noch ein junger Spanier an uns vorbei, der später von uns seinen Namen, der ,,Schnelläufer,, erhalten sollte. Was meinst du? Sollen wir noch einmal in einer Pension übernachten? Fragt mich mein Engelchen. Da können wir unsere Sachen besser trocknen und so lange heiß duschen wie wir möchten. Eigentlich ist es für mich immer eines der schönsten Dinge auf dem Camino, in den Refugios zu schlafen, allein schon wegen der Unterhaltungen und Gespräche am Abend, doch andererseits, Wäsche trocknen und lange duschen sind nach so einem Tag auch nicht zu verachten. In Salas angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem Pensionszimmer und fanden ein wundervolles Hotel..Burghotel...Pilger sehr willkommen. Dann nichts wie rein ins trockene. So standen wir an der Rezeption Tropfnass und ausgelaugt. Eine freundliche Dame zeigte uns ein so schönes Zimmer, das die Strapazen des Tages schon fast vergessen waren. 30.- Euro für ein Doppelzimmer in diesem ,,Palast,,
Ich spannte als Erstes eine Wäscheleine quer durch das Zimmer und Minuten später hingen dort unsere Kleidungsstücke zum trocknen. Nach einer ausgiebigen Duschveranstaltung gingen wir gegenüber des Hotels in ein Lokal das auf einem Schild vor der Tür mit einem Pilgermenue warb. Eine alte Frau begrüßte uns und dann brachte sie uns eine heiße Suppe. Tat wirklich gut! Dann trug sie für jeden einen riesigen Salatteller auf und eigentlich waren wir schon gut gesättigt, doch sie brachte noch einen Erbseneintopf. Als wir den auch noch niedergemacht hatten fragte sie uns mir ernster Miene ob wir Fisch oder Fleisch zum Hauptgericht möchten. Das war dann doch zuviel des Guten und sie konnte es kaum glauben, das wir unser Abendessen ohne Hauptgericht beenden wollten.

  
In Salas angekommen                                                                    Eingang zum Hotel
   
3. Etappe:  Salas - Tineo    23 Km
Mein lieber Jakobus,hab ich gut geschlafen! Als wir am nächsten Morgen aufwachten, galt unser erster Blick natürlich dem Wetter. Der Himmel war grau und Regenverhangen. Tief hingen die Wolken über dem kleinen Städtchen und man konnte die Berge um uns herum nur erahnen. Nach unserem Früstücks Cafe con Leche in einer Bar machten wir uns wieder auf den Weg. Gerade als wir die Bar verlassen wollten, kamen auch ,,Vater und Tochter,, ( Leider noch immer ohne Namen).Herzlich begrüßten sie uns und wünschten uns einen guten Weg. Wieder gehen wir auf matschigen Wegen und ich frage mich, wie ich wohl unsere Schuhe  sauber bringen soll wenn wir wieder daheim sind. Komisch, mir fällt auf, das die Pilger denen wir bis jetzt begegnet sind, keine richtigen Namen haben. Irgendwie ist hier auf dem Primitivo jeder vielleicht etwas verschloßener, oder bilde ich mir das ein? Egal, auf einem sehr steilen Anstieg treffen wir ein junges Pärchen aus Korea. Sie bekommen sogleich den Beinamen, die ,,Reiskörnchen,, Die junge Frau keuchte und stöhnte vor Erschöpfung und der junge Bursche fächelte ihr liebevoll Frischluft zu.,, Alles in Ordnung'' ? Frage ich. Oh ja alles ok. Freundlich winkend gingen wir weiter. Es hatte tatsächlich aufgehört zu regnen und war da nicht auch ein ganz kleines Stückchen blauer Himmel zu sehen? Wirklich, jetzt kommt auch noch die Sonne durch die Wolken. Wir lebten so richtig auf nun war alles um uns herum bunt und saftig grün. Der Primitivo führte uns durch einen Wald und auf einer kleinen Lichtung standen Tische und Bänke. Mittagspause im Sonnenschein. Ist die Welt nicht wunderbar?


Die Bänke waren zwar noch nass doch die Sonne lachte über uns

Der Camino führt uns weiter über Bodenaya, vorbei an der kleinen und sehr gemütlich wirkenden Albergue. Doch zum Übernachten ist es hier noch zu früh. Schon waren die Tage des Regens fast vergessen und so wanderten wir durch eine wunderbar grüne Landschaft, bis nach Tineo. Es war gegen 14.00Uhr als wir an der Herberge ankamen. Draußen auf einer Bank saß der ,,Schnelläufer,, und zog sich gerade seine Schuhe aus. Mit einem leichten Kopfnicken begrüßte er uns. Das war schon fast wie ein ganzer Roman, den er uns erzählte, denn eigentlich war er ein sehr schweigsamer Mensch. Wir bezogen unsere Betten und natürlich bekam ich, wie immer die obere Etage. Wie man uns sagte, wollte der Hospitalero gegen 18.00Uhr kommen, um unsere Pilgerausweise zu stempeln und um die Gebühr für die Übernachtung zu kassieren. Nachdem wir geduscht hatten, gingen wir zu einer Bar unterhalb der Albergue und gönnten uns ein großes Bier. Doch leider zogen nun wieder dunkle Wolken auf und von Ferne hörte man leisen Donner.

  
Sonnenuhr mit Pilger am Stadtrand von Tineo                            Albergue in Tineo. Auf der Bank der ,,Schnelläufer

Zurück in unserer Herberge galt unser erste Blick unserer Wäsche, die wir gewaschen hatten. Alles noch tropfnass. Wie soll das alles bis morgen trocken werden? Zum Glück hatter der Hospitalero eine gute Idee. Er kam mit einem elektrischen Heizkörper und stellte alle Wäscheständer darum auf. Er erntete von vielen Pilgern dankbare Blicke, denn mit nasser Wäsche im Gepäck los laufen, ist ja auch nicht so toll. Der Mann kennt sich eben aus!!

4. Etappe:  Tineo - Pola de Allande   31 Km
Wir hatten eine sehr ruhige Nacht und es war direkt gemütlich in meinem Schlafsack. Warm,trocken und draussen prasselte der Regen auf das Dach.
Am nächste Morgen zogen noch dunkle Wolken über den Himmel, doch dazwischen gab es auch einige Lücken die immer heller wurden. Gegen 7.30Uhr gingen wir los. Noch hatte die Bar unterhalb der Herberge nicht geöffnet und so verlagerten wir unsere Frühstückspause an eine Quelle oberhalb von Tineo.

  
Fuente de San Juan oberhalb von Tineo                                  Sonnenlicht kündigt einen schönen Tag an

Es gab Brot, Käse und für die Nerven einen Schokoriegel. Mit einem frundlichen ,,hola, i buen Camino,, wanderten Vater und Tochter an uns vorbei. Schade, das wir uns nicht mehr unterhalten können. Unsere Herzen sagen uns, wir mögen die zwei und wir freuen uns immer über ein flüchtiges Wiedersehen. Nun packen auch wir unsere Sachen zusammen und beginnen unseren Pilgertag. Langsam geht die Sonne auf und zaubert  unglaubliche Lichtbilder auf unseren Weg und auf die wundervolle Landschaft. So langsam erkennen wir, wie herrlich die Umgebung um uns herum ist. So hatte ich Asturien noch nie gesehen. Heute müssen wir uns auch entscheiden, ob wir die Route über Borres und dann weiter die traditionelle Variante der Hospitales oder die etwas weitere Route über Pola de Allande gehen wollen. Natürlich möchten wir gern die Hospitales Variante gehen, doch bei schlechtem Wetter soll es dort wirklich sehr gefärlich sein und noch ist das Wetter unbeständig. Noch haben wir etwas Zeit zum Überlegen. In unseren Gesprächen vertieft hören wir plötzlich ein ganz eigenartiges Geräusch. Wir gehen auf einem Feldweg und links etwas oberhalb war eine Weide, eingezäunt mit Stacheldraht. Wir erkennen bei genauem Hinsehen einen Esel, den man an einem Gebüsch mit einem Strick festgebunden hatte. Doppelt hält wohl besser. Stacheldraht und Strick,,,na ja. Nun hatte sich das arme Tier mit seiner Leine total verheddert und konnte sich nicht mehr bewegen. Meine Ulla war ganz entsetzt und konnte es kaum glauben. Doch wozu gibt es Pilger?Dank meines scharfen Taschenmessers war der Kamerad ein paar Minuten später befreit und überglücklich wieder frei atmen zu können schmiegte er sich ganz fest an mich öffnete sein Maul und ließ seine großen braunen Zähne sehen. Am liebsten hätten wir ihn mitgenommen.


....hätte nicht viel gefehlt und wir hätten den lieben Kerl einfach mitgenommen

Weiter führte uns der Primitivo nach Campiello. In der Casa Hermina machten wir unsere Mittagspause. Hermina steht selber hinter dem Ladentisch und empfängt uns mit einer liebevollen Umarmung auf das Freundlichste. Sie erzählt uns von ihrer Albergue schräg gegenüber, doch auch hier ist es noch zu früh, zum Übernachten. Wir unterhielten uns über die Hospitales und sie war etwas skeptisch, was das Wetter betrifft und so entschieden wir uns für den weiteren Weg, nach Pola de Allande. Nach einem wirklich sehr guten Cafe con Leche und einem riesigen Boccadillo setzten wir unseren Weg fort . Zwischendurch machen sich meine Knie auch mal wieder bemerkbar,,,hoffentlich gibt das keinen Ärger.

  
      Die Casa Hermina in Campielo                                                          Hermina stempelt unsere Pilgerausweise                  

Die Variante über Pola de Allande ist ca. 5 Km und 1,5 Stunden länger, insgesamt sind auch mehr Höhenmeter zu bewältigen, doch nach den Wettervoraussagen ist uns das sicherer. Zuerst führt uns der Camino über kleine Dorfstraßen, später über Wald und Wiesenwege bis zum Abzweig nach Pola, kurz vor dem Ort Borres.

  
Weggabelung Route Hospitales, Pola de Allande                                                                       Iglesia de san Roque      

Nach ein paar Kilometern erreichen wir eine Bar, die von aussen eigentlich nicht gerade sehr einladend wirkte. Doch unser Durst kannte keine Granzen und so betreten wir den Gastraum. Ein heilloses Sammelsurium alter Verpackungen und Sachen aus den 70er Jahren tat sich auf. Mittendrin ein ein alter Küchentisch und ein paar wackelige Stühle. Der Wirt war gerade damit beschäftigt, Nüsse mit einem Hammer zu knacken. Es sah alles sehr rustikal aus, doch wir wurden auch hier sehr herzlich empfangen. Nach einem heißen Cola Cao setzten wir unseren Weg fort und gleich neben dieser Bar entdeckten wir eine sehr alte Kirche, die Iglesia San Roque. Gegen 16.00Uhr erreichten wir dann Pola de Allande. Die Albergue befindet sich gleich am Ortseingang hinter dem Gebäude der Guardia Civil, also auf das Beste bewacht und gesichert.

  

       Ortseingeingang von Pola de Allande                                                       In der Albergue von Pola                

Heute war es vom Wetter mal ein sehr schöner Tag und ich traute mich, unsere Schuhe zu reinigen. Mit einer weichen Bürste und etwas warmen Wasser ging es dem Schmutz zu Leibe. Auch der ,,Schnelläufer fand sich in der Herberge ein, polterte seine Schuhe in eine Ecke und warf sich auf eines der Betten. Es schien, als wäre er ganz schön kaputt nach den 31 Kilometern, die doch kräftezehrend berauf und bergab gingen. Dafür hatten wir keinerlei Probleme und so machten wir uns nach dem Duschen auf den Weg, um den Ort zu erkunden und für den nächsten Tag einzukaufen. Wasser,Brot, Käse und Obst, unsere täglichen Reisebegleiter brachten wir zurück zur Albergue und nun gönnten wir uns auch eine kleine Erholungspause. Zum Abendessen waren wir dann in einer Pizzaria, typisch spanisch. Die junge Frau brachte uns ein riesiges Monstrum, das kaum auf den Teller passte und bei dem ich wirklich einmal streiken musste. Mit einem vollen Bauch krabbelten wir sehr früh in unsere Schlafsäcke, denn morgen erwartete uns eine lange Etappe mit wenigen Möglichkeiten zum einkehren.

5. Etappe  Pola de Allande - Berducedo           18 Km
Es waren nur vier Pilger, die mit uns in der Albergue Pola de Allande übernachtet hatten und nur einer von ihnen, ein Franzose, hatte etwas geschnarcht. Sonst hatten wir wieder sehr gut geschlafen. An diesem Tag sollte uns der Weg zum höchsten Punkt des Primitivo führen und so zogen wir gegen 7.00 Uhr los. Am Stadtrand von Pola gab es doch tatsächlich schon eine Bar, in der wir frühstücken konnten. Auf dem Primitivo keine Selbstverständlichkeit. Auch unser Schnarcher, der Franzose, war dort und trank seinen obligatorischen Cafe con Leche. Der Weg führte uns anschließend über eine Teerstraße kontinuierlich bergan. Wieder aller Erwartungen schien die Sonne und der Himmel strahlte in seinem schönsten blau. Da sieht man doch einmal wieder, eine Wettervorhersage ist auch nur eine Sage.

auf einer Teerstraße geht es bergauf

Irgendwann zweigte dann ein Geröllpfad links ab und führte uns hoch hinauf zum höchsten Punkt unserer heutigen Pilgertour, dem Puerto del Palo. Das ,,Dach des Camino Primitivo. Auf dem Gipfel angekommen, erkannten wir vor uns den ,,Schnelläufer,, der krampfhaft versuchte ein Bild von sich mit der herrlichen Landschaft im Hintergrund zu fotografieren. Gemeinsam geht doch alles besser. Ich bot mich an,ein Bild von ihm zu machen, was er freudestrahlend dankend annahm. Im Gegenzug machte er auch von uns eine Aufnahme in dieser einfach überwältigenden Umgebung.


Auf dem ,,Dach,, des Camino Primitivo

Nach einer wirklich guten Unterhaltung, in der er uns berichtete, das er sich heute bärenstark fühlte und das er an diesem Tag 2 Etappen gehen wollte, gingen wir weiter und kamen zu dem fast verlassenen Dorf Montefurado. Tatsächlich sind die alten Steinhäuser, an denen wir vorüber gingen, nichts anderes als die Reste des Hospizes, das im Mittelalter errichtet wurde, um den von der gefährlichen und anstrengenden Überquerung des Fanfaron- Gebirges erschöpften Pilger ein Dach über dem Kopf zu bieten.

   

  
Di Capilla de Santiago de Montefurado                                Die Reste des Pilgerhospitzes   

Nach Montefurado steigt der Weg wieder an bis zu einem kleinen Pass mit Weidegatter. Auf Waldwegen geht es weiter bis zu dem kleinen Ort Lago. Vorbei an der Kirche Santa Maria de Lago zu einem Cafe. Seit Campiello der erste Platz, an dem wir eine Pause einlegten. Danach überquerten wir die Hauptstraße ( AS 14 ) und gingen auf einem breiten Waldweg 3,5Km bis nach Berducedo. Gleich am Ortseingang trafen wir auf die neue Albergue und der Franzose war auch schon da. Freudig begrüßten wir uns und erzählten von den Erlebnissen des Tages. Nachdem wir unsere Wäsche gewaschen und draußen auf die Leine gehängt hatten, stellten wir ein paar Stühle vor die Herberge in das Gras und machten es uns im Sonnenschein gemütlich. So vieles hatten wir während der paar Tage schon erlebt und es kam uns vor, als wären wir schon wochenlang unterwegs. Welchen Tag haben wir heute eigentlich? Montag? Mittwoch? Das Gefühl für Zeit schien uns verlassen zu haben. Wie es wohl daheim aussieht? Unsere Gedanken gingen auf die Reise nach Hamburg zu unserer Mutter. Ich wünschte mir, unsere Kinder könnten das auch einmal erleben. Wer weiß, vielleicht fassen sie ja auch einmal den Entschluss und machen sich auf den Camino. Dann könnten sie sich vorstellen, worüber wir daheim verzweifelt zu berichten versuchen und doch nicht die richtigen Worte finden um alles so zu beschreiben, wie wir es erlebten.


Albergue in Berducedo

Wärend wir so unseren Gedanken nachhingen kam Dani plötzlich daher. Schon von Weitem schwenkte sie ihre Stöcke und begrüßte uns. Sie berichtete von Schuhen, die ihre Sole verloren hatten. Von netten Spaniern, die mit ihr zum Einkaufen neuer Schuhe in die Stadt gefahren sind und davon, das auch ihre neuen Schuhe Probleme bereiteten. Sie schien uns alles in allem sehr unglücklich mit ihrer Situation und sie sagte, das sie das ,,Unternehmen,, Camino Primitivo abbrechen wird. In Gedanken war sie schon mit dem Bus unterwegs nach Lugo und dann weiter nach Finisterre. Schade, wir versuchten ihr noch Mut zu machen, doch es war vergeblich. Ihr Entschluss stand fest und so begleiteten wir sie zur Haltestelle der Alsa und verabschiedeten sie von ihrem Camino.


Dani auf dem letzten Metern ihres Camino zur Bushaltestelle. Schade!

Abends gingen wir in ein Lokal um unser Pilgermenue zu verzehren. Dort saßen auch Vater und Tochter mit zwei anderen spanischen Pilger. Freudig wurden wir begrüßt und mit ein paar Brocken englisch tauschten wir die Erlebnisse der vergangenen Tage aus.

6. Etappe : Berducedo - Grandas de Salime           21 Km

Als wir die Herberge in der Frühe verlassen, ist es bitterkalt und der Franzose, der vor uns über den Camino tobt hat sogar Handschuhe an. Er rennt buchstäblich los, um sich warm zu machen. Etwas langsamer lassen wir es dann doch angehen, denn wir sind nicht auf der Flucht und irgendwann wird die Sonne aufgehen und uns wärmen. Der Weg führte uns durch den Ort, vorbei an der Kirche Santa Maria de Berducedo und dann steil bergan. Über den Bergen zeigte sich ein erster Schimmer von Morgenrot und tauchte den Weg in wundervolle Farben.

  
Iglesia Santa Maria de Berducedo                                                      Die Sonne geht auf über den Bergen

Auf feslsigen Pfaden erreichen wir den Weiler La Mesa. Inzwischen tauchen die Sonnenstrahlen die Landschaft in ein grelles Licht und es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Vor uns sahen wir die KircheSanta Maria Magdalena und ein paar hundert Meter weiter die kleine Albergue in der ehemaligen Schule von La Mesa. Dort waren draussen Tische und Bänke aufgestellt und die nutzten wir, für unsere Frühstückspause. Leider war in Berducedo   wieder einmal alles verschloßen, als wir gegen 7.30 Uhr los gingen.

  
Iglesia Santa Maria Magdalena                                                        Schattenbild auf der langen Teerstraße

Frisch gestärkt setzen wir unseren Weg fort. Unsere Kondition wurde jetzt wirklich sehr stark gefordert, denn der Camino führte uns auf einer Teerstraße ( die meine Ulla nun gar nicht mag ) ständig steil bergauf. Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir den Bergsattel mit seinen Hochspannungsleitungen und den Windrädern. Heftig zerrte der Wind an unserer Kleidung und trieb uns Tränen in unsere Augen. Endlich senkte sich der Weg wieder und unsere Füße freuten sich über den nun folgenden Waldweg. So erreichten wir einen ganz und gar wunderbaren Ort. Die Kapelle Santa Maria de Buspol. Eine unglaubliche Stimmung war um uns herum. Die kleine Kapelle,die Felsen und das Sonnenlicht. Wie sollen wir das unseren Lieben daheim alles erklären? Mein Gott, bei der Erschaffung der Erde hattest du wohl einen sehr sinnlichen Moment, als du diesen Ort machtest.


Kapelle Santa Maria de Buspol

Mystische Stimmung umgab uns an diesem Ort

Ein Wunder der Natur. Wie sollen wir das daheim erklären?

Wir gingen rechts an der Kapelle vorbei durch ein Weidegatterund danach erblickten wir zum ersten Mal den Stausee weit unter uns. Auf einem breiten Wirtschaftesweg geht es in engen Serpentinen nun ständig bergab. Unbeschwert wandern wir auf diesem schönen Weg bis hinuter zur Staumauer. Den Ort Salime gibt es nicht mehr, denn der versank in den Fluten des Flusses Navia, der hier 1954 aufgestaut wurde. Auch der alte Pilgerweg versank mit der Stadt und so müssen wir in den heutigen Tagen einen Umweg über die Fernstraße AS 14 in Kauf nehmen. Wie uns berichtet wurde, soll es irgendwann einen Fährdienst über den See geben um auf dem historischen Weg gehen zu können. Mal sehen, vielleicht erleben wir das ja noch irgendwann.

  
Auf dem breiten Wirtschaftsweg lässt es sich locker Wandern                                            Die Staumauer des Flusses Navia    

             
Direkt am Stausee machten wir eine kleine Pause, verzehrten unser Mittagsbrot und genossen den herrlichen Sonnenschein. Drei junge Spanier,einer von ihnen ein Camino bekannter ,,Schnarcher,, gingen grüßend vorbei und noch lange konnten wir ihrer Unterhaltung, die wie immer sehr lautstark war, folgen. Eben das südländische Temperament. Wir konnten uns kaum losreißen von diesem wunderbaren Ort, doch bis nach Grandas sind es noch ca. 8 Km und vor der großen Mittagshitze wollten wir gern dort ankommen. Also zogen wir weiter, doch sehr weit kamen wir nicht. Zwei Kilometer weiter kamen wir an einen Gasthof direkt am See mit einer herrlichen Aussichtsterrasse und beide hatten wir den Wunsch, für einen kleinen Moment dort zu sitzen und die Aussicht auf den See zu bewundern. Kaum hatten wir uns ein kühles Getränk bestellt und ein paar nette Worte mit dem Chef des Hauses gewechselt, kamen auch unsere drei Spanier dort an. Der Schnarcher bauter sein Kofferradio auf und schon war es vorbei mit der Beschaulichkeit. So unterschiedlich sind eben die Bedürfnisse der Menschen. So wurde uns der Abschied erleichtert und wir machten uns wieder auf den Weg. Noch lange konnten wir unter uns das Lokal am See in der Ferne erkennen.


Noch lange konnten wir das Lokal am See in der Ferne erkennen. Ein herrlicher Ort!

Für ein paar Kilometer gingen wir entlang der großen Fernstraße und waren froh, als der Weg links in einen Waldweg führte. Eine Wohltat für die Füße und auch der Schatten des Waldes kam uns sehr gelegen, denn es wurde langsam unerträglich heiß und schwül.
13.00Uhr Ankunft in Grandas de Salime und wir nehmen ein Pensionszimmer in der Nähe des Klosters San Salvador. 20 Euro für ein Doppelzimmer sauber und gemütlich eingerichtet, was will man mehr? Duschen, Wäsche waschen, die Füße pflegen und dann einen Bummel durch den Ort. Natürlich besuchten wir auch das ethnografische Museum. Eine gelungene Reise durch die Geschichte Spaniens und natürlich gab es zum Mittagessen ein großes Bocadillo und dazu ein eiskaltes Bier.

  
 Endlich wieder ein Waldweg                                                           Kloser San Salvador, Grandas de Salime

Auf der Placa de Major bereiteten Einheimische eine Fiesta vor und der Abend versprach abwechslungsreich zu werden.

7. Etappe:  Grandas de Salime - Fonsagrada   24 Km
Na ja, eine richtige Fiesta hatten wir uns doch etwas anders vorgestellt, die wenigen Besucher konnten wir bequem an unseren beiden Händen abzählen. Trotzdem war es noch ein richtig schöner Abend.
Und nun sind wir auf dem Weg nach Fonsagrada. Auch heute eine Etappe, die nicht so wirklich weit erscheint, doch auch an diesem Tag ging es ständig bergauf und bergab. Herrlich kühl war es, als wir am frühen Morgen gegen 7.00Uhr unsere Pension verlassen und mystisch zog der Nebel über die Felder.


Nebel steigt in den bluen Morgenhimmel

Unser Weg führt uns über die Ortschaften Castro, Penafuente und O Acebo und dann heißt es Abschied nehmen. Abschied von Asturien. Wir verlassen eine Region , die uns so vieles zu bieten hatte. Angefangen mit den heftigen Regentagen und endend mit traumhaften Landschaften im schönsten Sonnenschein. Nun stehen wir vor dem Grenzstein auf dem Hochplateau Alto und müssen doch etwas lächeln. Eine Grenze aus Kieselsteinen,,das genügt aber auch wirklich.

 
Grenzstein Asturien- Galicien                                                       Eine Grenze aus Kieselsteinen

In dem kleinen Ort Barbeitos kehren wir in einem sehr rustikalen Wirtshaus ein. Ausgesprochen gemütlich und natürlich auch hier,,Cafe con leche und mit Freude sehen wir die ,,Reiskörnchen,, wieder. Erstaunlich, ich hatte schon befürchtet, sie würden den Weg nicht schaffen.

...und unsere ,,Reiskörnchen,, sind auch da. Welch eine Freude!

Etwas müde und sehr durstig kamen wir endlich in Fonsagrada an. Wie in unserem Outdoor-Führer zu lesen war, ist die Alberge ca. 3Km außerhalb der Stadt und in Anbetracht von Durst und Hunger beschlossen wir, uns ein Zimmer zu nehmen. Fast in der Ortsmitte stießen wir auf die Bar Manolo und dort gab es auch Pilgerzimmer. Aus dem Gastraum hörten wir laute Gespräche und so gingen wir hinein. Einheimische saßen an der Theke und schauten uns gleich interessiert an. Klar kamen die Fragen nach woher und wohin nur schade, das wir nicht alles so wirklich verstanden. Dafür ließen wir uns ein großes Bier in dieser netten Gesellschaft schmecken. Manolo selber zeigte uns ein Zimmer, das wir für wenig Geld nahmen. Nachdem wir uns mit einer Dusche erfrischt hatten zogen wir los, den Ort zu erkunden. Mittlerweile war es heiß und schwül geworden und zwischen den Häusern schien die Luft zu stehen.
Den Tag beendeten wir mit einem Abendessen bei Maonolo. Für alle die nach uns diesen Weg gehen,,,,Manolo,, sehr zu empfehlen!

8. Etappe : Fonsagrada - Cadavo-Baleira  26 Km
Natürlich gab es am nächsten Morgen noch ein Frühstück bei Manolo und eine herzliche Verabschiedung, dann hatte uns der Camino wieder. Gleich zu Beginn unserer Etappe merkte ich, das heute wohl nicht mein Tag ist. Alles viel mir schwer. Meine Beine waren wie aus Blei und mein Rucksack zerrte an meinen Schultern als wenn er nach hause wollte. Ständig gingen wir einen Berg hinauf oder bergab. Nichts war in der Waage, nicht einmal ich selber. So war es dann auch kein Wunder, das mir irgendwann der Kragen platzte. Im hohen Bogen flog mein Wanderstab durch die Luft und  aus meinem tiefsten Inneren kam ein Schrei der Verzweiflung. Mein Engelchen bekam einen schönen Schreck. Im Nachhinein bewundere ich sie , wie ruhig und ausgeglichen sie meinem Gefühlsausbruch entgegen trat.,, Nun weißt du, wie es mir manchmal geht und dann bist du es, der mir weiter hilft'' sagte sie.
Das sind nun mal die Vorteile der Zweisamkeit,,,wenn man sich wirklich versteht. Nach einer kleinen Pause,irgendwo in der Botanik, machten wir uns dann wieder auf den Weg und auch mein Pilgerstab durfte natürlich wieder mit.





So schön die Landschaft auch war, heute wurden mir ganz deutlich meine Grenzen aufgezeigt. Doch irgendwie erreichten wir dann gegen 14.00Uhr Cadavo. In der Herberge war schon richtig was los und wir hofften, noch jeder ein Bett zu ergattern. Die Herbergsmutter sagte uns, das nur noch ein Zimmer mit einem Doppelbett frei wäre, das normalerweise für Behinderte zurück bleiben sollte, doch irgendwie hatte sie wohl ein Einsehen, vor allem mit mir. Dankbar verschwanden wir in dem kleinen Zimmerchen und warfen uns auf die Betten. Alles tat mir weh und ich fühlte mich total ausgelaugt. Vielleicht wird es nach einer heißen Dusche besser. Ich schleppte mich in den Waschraum und dort wartete schon die nächste Probe auf mich. Ein paar junge Leute, unter ihnen auch der spanische Schnarcher, veranstalteten eine Duschparty und ließen sich so richtig viel Zeit. Einer von ihnen schaute mich mitleidig an und sagte in gebrochenem deutsch:,, Müssen noch warten,,,wenig .'' Da musste ich dann doch wieder lachen und irgendwie kam meine Ruhe wieder zurück. Übrigens, die Dusche half mir dann wirklich und wir lagen später noch vor der Herberge im Gras und genossen die letzten Sonnenstrahlen.

9. Etappe : Cadavo -Lugo  33 Km
Sehr früh am Morgen ziehen wir wieder los. Es ist noch dunkel und sehr kalt. Wir gehen ziemlich zügig, damit uns warm wird und so langsam bekamen wir auch Hunger, denn als wir losgingen war noch alles verschlossen und es hieß ohne Frühstück auf den Camino. Es sollte 8 Kilometer dauern, bis wir endlich in Castroverde eine Bar fanden, die gerade öffnete. Irgendie schienen hier alle lange zu schlafen.

Brunnen in Castroverde

Der Cafe con Leche weckte unsere Lebensgeisterund dazu nocht Toast, was soll da noch schief gehen.Fröhlich gingen wir nach unserer Pause weiter. Die Sonne ging langsam auf und die Luft erwärmte sich recht schnell. Unser Wasservorrat schmolz wie Eis in der Sonne. Natürlich hatte wir in unserem Reiseführer gelesen, das in Castroverde die einzige Einkaufsmöglichkeit auf dieser Etappe sein sollte, doch so recht geglaubt hatten wir es nicht. So kann man sich irren. Nichts, nada, niente, nothing. Es gab kein ,,Gschäfterl,, oder so. Heute war Ulla an der Reihe zu verzweifeln und ich gefiel mir westentlich besser in der Rolle des Beschützers. Wir legten mehrere kleine Pausen ein und in einem schattigen Garten vor einer Kirche gab ich ihr mein letztes Wasser. Jetzt wird es langsam Zeit, das wir in Lugo ankommen. Die Sonne brennt ohne Erbarmen und die Luftfeuchtigkeit ist enorm. Irgendwann tauchen vor uns Hochhäuser auf und damit werden unsere letzten Reserven mobilisiert. Wir sahen die eindrucksvolle Eisenbahnbrücke der Strecke A Coruna- Palencia über den Rio Rato, die 1874 gebaut wurde und nun unsere Blicke fesselte. So kamen wir in die Stadt und hatten den großen Wunsch, so schnell wie möglich aus unseren verschwitzten Sachen zu kommen. Direkt neben der riesigen Stadtmauer sahen wir das Schild,,Hostal 511,, und steuerten direkt darauf zu. Es sah aus, wie ein ganz normales Stadthaus und wir wurden von einem Pförtner empfangen. Er zeigte uns ein kleines sauberes Zimmer mit Klimaanlage und einem gefüllten Kühlschrank, da konnten wir nicht nein sagen. Wir konnten dort auch unsere Wäsche waschen und es gab einen wunderbaren Trockenraum. Herz was willst du noch mehr??


Eisenbahnbrücke am Stadtrand von Lugo

Es zog uns in die Stadt und so verließen wir unser Hostal und gingen entlang der alten römischen Stadtmauer bis wir an einen riesigen Torbogen kamen. Da hindurch gelangten wir in die Altstadt. Irgendwie kamen wir uns hier fast fehl am Platze vor. Teure Geschäfte, herausgeputzte Menschen und Lokale mit Kellnern in schwarzen Anzügen und mit schwarzer Fliege. Trotzdem, bei mir machte sich schon wieder Durst bemerkbar und so steuerten wir auf ein Lokal zu mit wunderbaren Sitzgruppen im Freien und mit Blick auf die Kathedrale. Ein Ober rückte uns galant die Stühle zurecht und fragte uns nach unseren Wünschen. Ich machte ihm klar, das ich gern eine große, eine sehr große Cola hätte und dann noch mit sehr viel Eis darin. Auch Ulla hatte einen ähnlichen Wunsch, wenn auch nicht in diesen Größenordnungen. Nach kurzer Zeit kam der Kellner zurück und zog die Blicke aller Gäste auf sich. Er stellte einen Maßkrug, halb mit Eis und halb mit Cola, vor mir auf den Tisch mit einer bewegungslosen Miene. Ulla musste herzlich lachen und für mich war es ein wunderbares Gefühl, das eisige Getränk in meiner ausgetrockneten Kehle zu spüren. Mich störten die glotzenden Blicke der mondän gekleideten Menschen um mich herum recht wenig, ich genoss den Augenblick!
Nach unserer Stärkung schlenderten wir durch die Altstadt und es war sehr beeindruckend, den Unterschied Camino - Lugo zu betrachten. Unglaublich, noch vor ein paar Stunden gingen wir durch eine so karge Landschaft und nun stehen wir im Überfluss. Manchmal taten mir die Menschen richtig leid. Oftmals ist weniger so viel mehr. Abends saßen wir dann in einem Lokal am Praza Major und verzehrten unser Abendbrot. Es kam die Frage auf, welchen Weg wir am nächsten Tag einschlagen sollten. Gehen wir nach Melide oder bleiben wir so lange wie möglich auf dem Primitivo und erreichen den Frances erst in Arzua? Der kürze Weg geht über Melide und fast alle, die wir fragten, sagten uns wir sollten diesen Weg nehmen. Also? Na gut, Richtung Melide. Eigentlich schade, das wir dann schon auf die Pilgerautobahn des Camino Frances gelangen.

 
Kathedrale von Lugo                                                           Straßencafe mit Blick auf die Kathedrale

10. Etappe : Lugo - Friol  36 Km
Wir hatten eine ruhige und entspannte Übernachtung und unsere Wäsche hatte der Hausmeister für uns gewaschen und getrocknet. Er meinte, wir sollten uns lieber in der Stadt umsehen als uns mit der Alltagsarbeit aufzuhalten. Also,,,Hostal 511 in Lugo,,kann ich nur empfehlen.
Als wir dann schweren Herzens unsere Pension verließen,bemerkten wir die unglaublich schwüle Luft. Hoffentlich gibt es bald ein Gewitter, das die Luft wieder reinigt.Es war noch dunkel und ich holte mein GPS aus der Tasche  um dem Track durch die Altstadt zu folgen. War gar nicht so einfach, weil es über große Straßen und Treppauf und Treppab ging. Irgendwo hinter uns hörten wir Stimmen und ich hätte schwören können, den schnarchenden Spanier heraus zu hören. Wir überquerten den Fluß Mino und dann hörten wir den ersten Donner. Urplötzlich zog sich der Himmel zu und wir standen inmitten schwarzer Wolken. Ulla bekam es so langsam mit der Angst. Wie eine Erlösung entluden sich die ersten Blitze und alles um uns herum schien den Atem anzuhalten. Leichter Regen setzte ein und unsere Poncos durften wieder ihre Arbeit aufnehmen. Steil führte eine Teerstraße aus der Stadt hinaus    und wir blieben stehen, um auf unser GPS gerät zu schauen. Die drei Spanier, unter ihnen auch der ,,Schnarcher,, standen plötzlich neben uns. Total aufgeregt fuchtelte er mit seiner Karte vor meinen Augen herum und kreischte mir irgendetwas von, Umweg, falscher Weg, kann nicht sein,, in meine Ohren.Laut meines GPS mussten wir umdrehen und eine Straße tiefer weiter gehen und das machten wir auch. Noch immer standen unsere drei Spanier an der selben Stelle und diskutierten unter Einsatz aller Körper Extremitäten miteinander. Dann setzten sie ihren Weg fort. Ulla machte einen etwas unglücklichen Eindruck. Sind wir wirklich richtig?? 
So schnell wie das Gewitter kam, so schnell war es auch an uns vorüber gezogen und unser Weg führte uns über einen wunderbaren Weg durch eine Art,,Klamm,, Holzbrücken überspannten kleine felsige Schluchten und einen Bachlauf. Wie schön musste dieser Weg erst bei Sonnenschein sein.


Nach ca. 1 Stunde erreichten wir eine Teerstraße. In einem kleinen Ort machten wir eine Pause in einem Buswartehäuschen und mit Hilfe einer Karte und unseres GPS ermittelten wir unsere Position. Sind wir also doch auf dem weiteren der beiden Wege gelandet. Wie war das möglich? Ulla bekam es richtig mit der Angst, denn es waren doch einige Kilometer, die wir mehr zurücklegen mussten. Wenn ich recht darüber nachdacht, erinnerte ich mich daran, das ich mir vor einiger Zeit diesen Track so aus dem Internet heruntergeladen hatte, weil wir doch so spät als möglich auf die Pilgerautobahn des Camino Frances kommen wollten.  GPS Primitivo  Also, umdrehen geht nicht, zu weit. Dann marschieren wir eben weiter. Wer weiß, wozu das gut ist. Jetzt brannte auch die Sonne wieder erbarmungslos auf uns herab und wir müssen sehen, wo wir etwas zum trinken bekommen könnten. Auf der gesamten Etappe gibt es keine Versorgungsmöglichkeiten, so stand es in unserem Outdoot-Führer. Stunde um Stunde gingen wir durch Wald und Feld, bis wir endlich zu einem winzigen Dorf kamen. Wir klopften an Türe, schauten in Hinterhöfe,, nichts, alles wirkte wie verlassen. Irgendwann bemerkte ich einen alten Mann der auf einer Bank hinter einem Haus saß und direkt neben ihm erkannten wir einen Wasserhahn. Vorsichtig gingen wir auf ihn zu und ich fragte:,, Aqua por favor?'' Keine Reaktion. Noch einmal die selbe Frage und tatsächlich deutete er mit einer mürrischen Kopfbewegung in Richtung Wasserhahn. Schnell füllten wir unsere Flaschen auf, bedankten uns überschwenglich und verließen den Hof mit einem Hasta Luego.  Der Camino führte uns weiter auf kaum erkennbaren Wegen und die Hitze machte uns mehr und mehr zu schaffen. Endlich, nach einigen Stunden erreichten wir Friol. Direkt am Eingang des Städtchens gingen wir in eine Bar und bestellten uns etwas kaltes zum trinken, ein paar Tapas und zur Belohnung hinterher noch einen Cafe con Leche. Die freundliche Bedienung erklärte uns den Weg zu einem Hotel im Zentrum. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Nach ca. 2Km standen wir vor dem Hotel Casa Benigo. Hinter dem Tresen stand ein junges Mädchen und schaute uns mürrisch an. Irgendwie hatten wir das das Gefühl zu stören. Eine ältere Dame kam aus dem Nebenzimmer, schaute uns lächelnd an und hieß uns herzlich willkommen. Hola Peregino! Sie ging mit uns in die 2. Etage öffnete einige Zimmertüren und deutete uns, ein Zimmer auszusuchen. 25.- Euro sollte die Übernachtung kosten und da sagten wir natürlich gleich zu. Es war ein herrliches Gefühl den Rucksack von unseren Schultern zu nehmen und dann die Schuhe aus. So kehrten unser Lebensgeister bald zurück und wir machten uns auf den Weg, für den nächsten Tag einzukaufen. Später am Abend saßen wir dann in einer gemütlichen Pizzeria und berieten, wie wir am nächsten Tag weitergehen wollen. In unserem Reiseführer war zu lesen, man sollte doch von Friol auf einer Teerstraße nach Sobrado gehen. Der eigentliche Weg sei schwer zu finden und manchmal unwegsam. Auf meinem GPS war der historische Weg gespeichert und wir entschlossen uns, diesen zu gehen. Wie fast alle Pilger mögen wir Asphalt Straßen nicht so wirklich gern.

11. Etappe : Friol - Sobrado dos Monxes  34 Km
Früh um 6.00 Uhr gingen wir dann wieder los. Es war noch dunkel und Wegweiser waren keine zu sehen. Also verließen wir uns auf die moderne Technik und bald schon waren wir am Ortsausgang angelangt. Vor uns eine breite Straße und unser Navi sagte uns,,,geradeaus!! Da war aber nichts, kein Weg, kein Pfad, nichts als Gebüsch und kleine Bäume und ein Zaun. Nach langem Suchen fand sich ein Durchschlupf und so marschierten wir, geführt von unserem GPS munter drauflos. Das Gras wuchs dort so hoch, das es uns bis zu den Hüften reichte und es war schon ein seltsames Gefühl so ganz ohne Wegweiser. Nach ca. einer Stunde erreichten wir ein kleines Dorf und ich fragte eine ältere Frau nach dem Weg nach Sobrado. Si, si immer weiter. Sie zeigte uns einen Trampelpfad und winkte uns noch hinterher. Irgendwann war der Pfad nicht mehr zu erkennen und wir standen inmitten der Botanik und dann vor einem Stacheldrahtzaun. Schwungvoll kletterten wir über dieses Hindernis und setzten unseren Weg fort. Der nächste Zaun war aus vier Lagen Stacheldraht und zu hoch um darüber zu klettern. Was also tun? Alles wieder zurück? Nein, wirklich nicht. Ich versetzte dem Holzpfahl einen kräftigen Tritt, danach noch einen und dann war auch dieses Hindernis beseitigt. Ein paar Meter weiter ereilte dem nächsten Zaun das gleiche Schicksal  und mir ging ein Lied von Oliver Onions durch den Kopf : ,,Bulldozer,, Etwas weiter war der Boden dann mit Gestrüpp und Dornenpflanzen zugewachsen und wir bahnten unseren eigenen Canino durch diese Wildnis. Ohne Rücksicht auf Mensch und Material. Ulla folgte meiner Spur und es war nicht zu übersehen, das sie starke Zweifel hegte, jemals wieder begehbaren Boden unter ihren Füßen zu fühlen. Ich weiß nicht mehr wie lange wir uns durch dieses Gelände kämpften, doch irgendwann standen wir vor einer Straße. Doch um dorthin zu gelangen mussten wir noch einen tiefen Graben aus Morast und Gestrüpp überqueren. Dann war es geschafft. Asphalt unter unseren Füßen. Herrlich! So gingen wir weiter und kamen am Nachmittag, total verschmutzt,mit zerkratzten und aufgescheuerten Beinen in Sobrado an. Der Weg führte uns zum Kloster in dem wir übernachten wollten und voller Bewunderung standen wir vor den Riesigen Kirchtürmen.

Zisterzienserkloster Sobrado aus dem 12 Jahrhundert

 Ein sehr freundlicher Mönch nahm uns in Empfang, zeigte uns die Schlafräume und die Sanitären Anlagen und lud uns zur Abendvesper ein. Wir waren die ersten Ankömmlinge und somit suchten wir uns ein Etagenbett nahe des Eingangs aus, richteten unser Bettzeug und wuschen uns und unsere Wäsche.
Der Innenhof und die gemütlichen Schlafräume

 Als wir zurück in den Schlafraum kamen, sahen wir fast wieder wie normale Menschen aus. Eine junge Frau mit ihrem Sohn war in der Zwischenzeit angekommen und beklagte sich lautstark über die primitive Unterkunft. Hier zieht es und sehr sauber ist es auch nicht. Fragend schauten wir uns an. Ich fühlte mich hinter diesen dicken Klostermauern richtig wohl und mein ,,Engelchen,, auch. In einem Gespräch erfuhren wir, das sie aus Hamburg kommen und einige Etappen auf dem Camino Norte gegangen sind. Sie hatten das Buch von,, Hape,, gelesen und sich dann entschieden auf Pilgertour zu gehen. Allerdings eine etwas ruhigere Route, eben auf dem Norte. Jeder hatte ca. 15Kg Gepäck dabei, was auf diesem Weg wie auch auf dem Primitivo, wo es fast nur Bergauf und Bergab geht, ziemlich unmöglich ist. Dementsprechend waren beide auch total geschafft.,, Das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt.'' sagte die Frau. Tagsüber etwas wandern und abends sich still zurück ziehen und bei einem Gläschen Wein ein gutes Buch lesen. Ich glaube keiner der beiden hatte daran gedacht, das sie ihre Sachen auch selber tragen müssen. Jetzt kamen immer mehr Pilger an, unter ihnen auch drei Frauen. Eine aus Belgien, die sehr gut deutsch sprach und zwei aus Italien, mit denen wir uns auf englisch unterhielten. Die drei kannten Mutter und Sohn aus Hamburg schon seit ein paar Tagen und alle gemeinsam verabredeten wir uns zum Abendessen. Die Pilgerin aus Belgien, Margot, übernahm die Platzreservierung in einem nahe gelegenen Lokal. Sie war schon einige Male auf den verschiedenen Caminos unterwegs und kannte sich sehr gut aus mit allen Fragen rund um das Pilgern.
Nach dem Vespergottesdienst trafen wir uns alle vor der Kirche und gingen gemeinsam zu dem Lokal in einer kleinen Nebenstraße. Margot übernahm sogleich die Platzverteilung und organisierte Pilgermenue für uns alle. Die zwei Hamburger erzählten, das sie für die nächsten Tage bis Santiago ein Taxidienst beauftragt hätten, der ihre Rucksäcke zu den jeweiligen Unterkünften transportieren soll. In Anbetracht des Gewichtes bestimmt eine vernünftige Entscheidung. Auch wollten sie die Herbergen meiden, denn das ist doch alles zu primitiv und unsauber. Etwas Luxus sollte dann doch schon sein, wenn man schon einmal Urlaub hat. Geschäfte gibt es hier in der Gegend auch keine, jedenfalls nicht wo man vernünftig einkaufen könnte. Geschäfte wie Armani, Gucci oder Prada hätte sie noch nicht gesehen. Nun vielen auch die anderen Damen mit ein. Jaaaa und die richtig gute Mode kommt doch aus Italien, nein aus England wusste eine andere.....nur meine Ulla war sehr still geworden und schaute mich verstört an. Langsam fühlte ich mich wie in einem Entenstall und hatte nur den einen Wunsch..raus hier und in meinen Schlafsack krabbeln, an die Zeit auf dem ,,Primitivo,, zurück denken denn morgen kommen wir definitiv auf dem Camino Frances an. Was uns wohl dort erwartet?

12. Etappe . Sobrado - Arzua  23 Km
Es wurde noch eine unruhige Nacht im Kloster von Sobrado. Ein von den Mönchen eingesetzter,stark beleibter Hausmeister hatte irgendwann um die Mitternachtszeit das Bedürfnis, einen Kontrollgang durch die Schlafräume der Pilger zu unternehmen. Die Tür wurde aufgerissen, das Licht eingeschaltet und dann begann er mit lauter Stimme zu schimpfen und zu toben. Warum ?? Kann ich nicht sagen. Vielleicht war eines der Biere schlecht, die er tagsüber konsumiert hatte. Doch auch diese Nacht ging vorüber. Um 7.00Uhr packten wir unsere Rucksäcke und frühstückten in einem der Cafes vor den Toren des Klosters. Der ,,Frauenverein,, war auch schon auf den Beinen und besuchte das Gasthaus gegenüber. Ob sie wohl auch ihre Rucksäcke bei Armani kaufen? Dann war da noch zwei Ehepaare aus Holland, die ihr Auto von einem Parkplatz holten und ihre Rucksäcke und Wanderschuhe einluden. Wir hatte sie schon einen Tag vorher beobachtet, als sie mit dem Auto am Kloster ankamen, ausstiegen, Pilgerkluft anzogen die Rucksäcke schulterten und am Eingang des Klosters ihren Credencial, Pilgerausweis vorlegten. Aus ihren Gesprächen habe ich später entnommen, das sie das immer so machen, um in den Albergues billig übernachten zu dürfen. Nun gut, jeder geht seinen Camino. Wir jedenfalls gehen den unsrigen und Ulla hatte an diesem Tag etwas Probleme mit ihrem Magen. Schon gleich auf den ersten Metern merkte ich, das etwas nicht stimmt.,, Ich habe einen fürchterlichen Druck auf dem Magen.'' sagte sie mit einem gequälten Gesichtsausdruck. Irgendwann, nach ein paar Kilometern verschwand sie dann auch in den Büschen am Wegesrand. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Nur gut, das es heute nur 23 Kilometer zu überstehen gilt. Nach einigen kleineren Pausen erreichten wir dann Arzua und gingen zielstrebig zu der Albergue Don Quijote.Mit dieser Unterkunft verbinden sich für uns so viele Erinnerungen, die bis in das Jahr 2008 zurückgehen. Wir waren unter den ersten Ankömmlingen und hatten die freie Auswahl der Betten. Da es noch früh am Tage war, wollten wir unsere Wäsche waschen und zum trocknen auf die Terrasse hängen. Zwei junge Frauen hatte die selbe Idee und wir füllten gemeinsam eine der großen Waschmaschinen. Täuschte ich mich, oder war das ein fränkischer Dialekt. Richtig, die zwei kommen aus Nürnberg, Krankenschwestern, in Leon gestartet, auf dem Weg nach Santiago und vielleicht auch bis Finisterre. Irgendwie hatte ich das Gefühl, mit denen werden wir uns bestimmt gut verstehen. Während unseres Rundgangs durch Arzua am späten Nachmittag,glaubten wir fast allein auf dem Camino zu sein. Die Stadt wirkte Menschenleer und nur hier und da erkannte man einen Pilger. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Sollte es denn so übertrieben worden sein mit der Pilgerautobahn? Wir werden sehen. Nach unserem Abendesse, in einem nahe gelegenen Lokal, hatten wir noch ein längeres Gespräch mit den beiden,,Fränkinnen,, und eine von ihnen hatte starke Probleme mit einer Sehnenentzündung auf ihrem Schienbein. Sie werden wohl ganz langsam die letzten Etappen gehen müssen, um ihr Ziel Santiago zu erreichen.

 
Zwischen Sobrado und Arzua                                                    Der menschenleere Dorfplatz von Arzua

13. Etappe : Arzua - Pedrouzzo  18 Km
Wieder einmal früh aufstehen, obwohl nur eine kurze Etappe vor uns liegt, doch wer weiß, wie viele Pilger tatsächlich um die Betten in den Refugios kämpfen werden. Auch Andrea und die fußkranke  Monika aus Franken machten sich startklar. Wir verabschiedeten uns im Frühstücksraum der Herberge voneinander. Bestimmt werden wir uns noch in Santiago wiedersehen. So zogen wir los und kaum waren wir aus der Stadt heraus, mussten wir uns in die schier endlose Pilgerkolonne einreihen. Viele Wege kamen mir bekannt vor und ich dachte zurück an vergangene Zeiten, als ich mit meinem Pilgerbruder Aloy hier unterwegs war. Die Erinnerungen holten mich wieder ein und meine Gedanken wanderten zu meinen Freunden. Aloy, Dietmar, Paul und natürlich auch zu meinem verstorbenen Freund Hans. Was hatten wir alles gemeinsam erlebt. Wie habe ich mich nach dieser vergangenen Pilgerreise verändert. Momente, in denen Tränen in meinen Augen stehen wenn ich zur Seite schaue und meine Ulla ansehe. Niemals werde ich erlebtes vergessen und niemals werde ich meine Freunde vergessen, wo immer sie auch sein mögen.
 An einer keinen Pension am Wegesrand bemerkte ich einen roten VW Bus mit Hamburger Kennzeichen. Eine Frau war damit beschäftigt, Sachen einzuladen. Freudig winkte ich ihr zu und zeigte auf meinen Aufnäher am Rucksack mit dem Stadtwappen von Hamburg. Oh, aus Hamburg, von wo seid ihr gelaufen, Primitivo?? Nicht Jakobsweg?? Doch Camino?? Ich habe keine Zeit, ich muss für meinen ,,Kuschel,, das Auto laden... Sie war ganz aufgeregt und so verabschiedeten wir uns schnell und setzten unseren Weg fort.
Schon um 12.00 Uhr erreichen wir Pedrouzo und die Herberge ist noch geschlossen. Es sind schon eine Handvoll Pilger dort und haben es sich auf den Bänken bequem gemacht. Auch wir setzen uns dazu und beobachten, wie nun Pilger auf Pilger ankommen. Eine große Gruppe lautstarker Spanier trifft auch ein und schon ist es vorbei mit der Ruhe. Sind alle Spanier taub, oder sind meine Ohren so empfindlich. Wenn ich Ulla anschaue denke ich, es wird wohl so sein, das es einfach nur laute Spanier sind, die voll nerven. Am späten Nachmittag fuhr dann auch der hamburgen Kleinbus bei der Herberge vor und nun hatten wir auch etwas Zeit, uns zu unterhalten. Regine und Harald aus Hamburg. Harald geht den Camino von st. Jean  bis Santiago und weiter bis Finisterre. Regine ist sozusagen sein Service-Fahrzeug. Alles was er unterwegs in seinen Pausen benötigt, fährt Regine zu vereinbarten Treffpunkten und sie ist immer so sehr besorgt um ihren,, Kuschel,,
 Es sollte eine sehr unruhige und kurze Nacht werden, denn fast alle gingen am nächsten Tag ihre letzte Etappe bis nach Santiago.


Pilgerautobahn zwischen Arzua und Pedrouzo


Vor der Albergue in Pedrouzo

Hilfe, ich bin ein ,, Primitivo ,, holt mich hier raus !

14. Etappe : Pedrouzo - Santiago de Compostela  22 Km
Es war noch sehr dunkel, als wir am nächsten Morgen unsere Unterkunft verließen. Ganze Horden Pilger waren unterwegs und etwas später gesellten sich dann auch noch Radpilger dazu, die ganze Pulks der Pilger durcheinander würfelten. Endlos schwammen wir im Pilgerstrom mit. Vorbei am Flughafen Lavakolla, über den Monto do Gozzo bis wir unter uns die ersten Häuser und Straßen von Santiago erblickten. Ungewohnter Straßenlärm umgab uns, als wir in Richtung Altstadt marschierten. Vor uns tauchte die Rückseite der Kathedrale auf und wir hielten uns bei den Händen, als wir durch einen Torbogen den Prazza de Obradoiro betraten. Angekommen! Inmitten eines Gewusels aus Pilgern und Touristen standen wir da und dachten zurück an die Vergangenen Tage. Es war eine beschwerliche Pilgertour und es ging manchmal wirklich an unsere Grenzen, doch es war auch herrlich. Die wundervollen Landschaften, die Ruhe, eine unberührte Natur und die Zweisamkeit.
Als sich unsere Gefühle wieder etwas beruhigt hatten, gingen wir hinüber zum Pilgerbüro und dort bekamen wir dann auch unsere Compostela. Nach den Anstrengungen der vergangenen Tage, wollten wir uns dann auch etwas ganz Besonderes gönnen und bezogen ein Zimmer im Priesterseminar gegenüber der Kathedrale. Alles war sehr beeindruckend, nur das Zimmer sah genauso aus, wie in den billigen Pensionen die wir vom Primitivo kannten und zu allem Überfluss bekam mein Engelchen auch noch einen Flohbiss. Ist es denn zu glauben. Auf allen unseren Pilgertouren hatten wir niemals Probleme mit Ungeziefer doch hier, in dieser Nobel- Herberge, da passiert es. Spät nachmittags besuchten wir dann die Abendmesse in der Kathedrale. Unglaublich viele Menschen waren dort und irgendwer erklärte uns, das an diesem Tag einige Priester eingesegnet werden. Dicht gedrängt standen die Zuschauer zwischen den Sitzreihen oder klebten an den Sockeln der riesigen Säulen. Jeder Zentimeter wurde ausgenutzt und irgendwann wurde uns das Gedränge einfach zu viel und wir machten noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt.
Andrea und Monika liefen uns noch über den Weg. Überglücklich in Santiago angekommen zu sein. Die zwei wollten auch am nächsten Tag weiter gehen, in Richtung Finisterre und wir verabredeten uns in der Albergue San Jose in Negreira. Etwas Zweifel hatten wir schon, ob Moni die 24 Km schaffen würde.

Wir schlenderten in Richtung unserer Unterkunft und dann waren ganz plötzlich die zwei ,,Reiskörnchen,, da. Sie vielen uns um den Hals und wir beglückwünschten uns gegenseitig zu unserer Ankunft in Santiago. Obwohl wir so wenig miteinander geredet hatten auf dem Primitivo, so war diese Begegnung unglaublich herzlich und voller Emotionen.
 
Unsere zwei ,,Reislörnchen,,..liebe Wegbegleiter auf dem Primitivo

15. Etappe : Santiago - Negreira  24 Km
Sehr früh gingen wir am nächsten Tag los. Wir konnten es kaum erwarten, wieder unsere Wanderschuhe an und den Camino unter unseren Füßen zu spüren. Den Weg aus der Stadt kannten wir nun schon von vergangenen Touren und doch entdeckten wir wieder so vieles, was uns neu und unbekannt erschien. In der kleinen Ortschaft Quintas machten wir unsere erste Pause und natürlich gab es wieder Cafe con Leche und ein Bocadillo Francesa dazu. Ein Pilger gesellte sich zu uns und berichtete, das er vom Somport-Pass aus unterwegs ist und eigentlich noch weiter gehen wollte bis Finisterre, doch er hatte einfach keine Lust mehr. Er wollte jetzt nach Hause. Nein, beantwortete er meine Frage, ob er aus zeitlichen Gründen den Weg beenden wollte.,, Ich bin einfach so lange unterwegs und ich glaube, das mir der Camino auf den letzten Kilometern auch nicht mehr zu sagen hat.,, Bist du sicher?'' Fragte ich ihn und Ulla und ich berichteten ihm, wie schön es doch ist, mit vielen Pilgern in den Felsen am Kap Finisterre zu sitzen und die Sonne im Atlantik untergehen zu sehen.,,Meint ihr wirklich? Sollte ich vielleicht doch weitergehen? Also, wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich mich euch anschließen. Übrigens, ich heiße Tibor, wohne in Österreich, bin gebürtiger Ungar und Freunde nennen mich Tibi. Na, Tbi dann mal los. Es gab viel zu erzählen auf dem Weg nach Negreira und wir merkten alle  nicht, das wir schon  beinahe an der Herberge vorbei gelaufen wären.
Wir waren die ersten Pilger in der Albergue San Jose und wurden, wie auch schon bei früheren Besuchen, wieder auf das herzlichste begrüßt. In aller Ruhe konnten wir hier unsere Wäsche waschen und trocknen. Hier ist eben alles da, was Pilger sich wünschen. Stunden später kamen auch Andrea und Monika in der Herberge an. Kaputt, fertig, nichts geht mehr.'' Sagte Andrea, Monika kann nicht mehr weiter und dabei hatte ich mich schon so sehr auf Finisterre gefreut. Sie taten mir wirklich Leid Monika konnte nicht mehr weiter und Andrea wollte nicht allein gehen. Vielleicht finden wir noch eine Möglichkeit...wir werden sehen. Nach einer ausgedehnten Mittagspause gingen wir alle gemeinsam in den Ort, um etwas zu Abend zu essen.,, Schaut mal, da steht doch der VW- Bus aus Hamburg.'' sagte ich.,, Oh ja sagte Tibi, das sind Regine und Harald, ich kenne die zwei auch schon. Wir sind uns immer wieder mal über den Weg gelaufen. In meinem Kopf begann es zu arbeiten und ich hatte plötzlich eine Idee. In einem Supermarkt fand ich dann auch Regine und ,,Kuschel,, berichtete von den Problemen mit Monika und fragte, ob es nicht möglich wäre das sie gemeinsam mit Regine im Bus nach Finisterre fährt. Klar doch, sagte Regine , machen wir. Da kann sie mir gleich ein wenig helfen, denn ich bin so sehr erkältet und ich habe gehört, das Monika Krankenschwester ist.'' War das eine Freude, so war uns allen geholfen. Andrea freute sich nun unbeschwert die zwei Etappen bis zum Ende der Welt laufen zu können, Monika hatte ein wunderbares Transportmittel, Regine wurde so nebenbei medizinisch versorgt und ich glaube Tibi freute sich schon auf eine Unterhaltung mit Andrea. Alles fügt sich, wie es soll.
   
16. Etappe : Negreira - Olveiroa 35 Km
Man, habe ich gut geschlafen, doch jetzt geht es nach einem kleinen Frühstück auf eine sehr weite und anstrengende Etappe. Es begann leicht zu regnen, als wir die Herberge verlassen und unser Regenzeug darf noch einmal ans Tageslicht. Doch es gibt so viele Geprächsthemen zwischen Andrea.Tibi, Ulla und mir das wir kaum merken, wie die Zeit vergeht Unterwegs trafen wir auch noch zwei junge Männer, denen wir schon des Öfteren begegnet waren. Einer von ihnen hätte ein Zwillingsbruder von Che Guevara sein können und ich grüßte ihn immer herzlich mit:,, Hola Papa Che.'' Ich glaube, es gefiel ihm und ich war bestimmt nicht der Erste, der ihn so nannte. Nach ca. zwei Stunden verzogen sich die Regenwolken und es wurde wenigstens trocken. Am späten Nachmittag erreichten wir dann die Albergue in Olveiroa und etwas später trafen auch Regine, Monika und Harald dort ein. ,, Wie wäre es, wenn ich schnell mal los gehe und in einem nahe gelegenen Lokal Plätze für ein gemeinsames Abendessen reserviere?'' Das kam bei allen gut an und so machte ich mich auf den Weg.
Es wurde ein richtig schöner Abend und auch die Gespräche, untereinander waren wirklich sehr interessant und aufschlussreich. Da hatte sich doch eine kleine ,,Familie,, zusammen gefunden etwas, das wir auf dem Primitivo etwas vermisst hatten.

Tibor, ich, Ulla Kuschel Harald, Regine, Moni, Andrea,,in Olveiroa

17. Etappe : Olveiroa - Finisterre  33 Km
Wieder früh aufstehen und wieder ist es noch dunkel, als wir die Albergue in Olveiroa verlassen. Kuschel schläft heute etwas länger und so ziehen wir los. Tibi und ich vorweg und Ulla und Andrea folgen uns in Gesprächen vertieft. Auch heute merken wir kaum, das die Zeit so rasend schnell vergeht und die Kilometer fließen nur so dahin. Irgendwann sehen wir dann erstmalig das Meer. Tibi und Andrea stehen ganz fasziniert auf dem Weg und können sich kaum satt sehen. In einer Bar machen wir eine Pause mit einem obligatorischen Cafe con Leche. Da kommt auch ,,Papa Che,, des Weges und wir begrüßen uns freudig. Würde mich schon sehr interessieren, wie der Gute wirklich heißt.

Der Atlantik und vor uns die Hafenstadt Cee

Kaffeepause kurz vor Cee

Unglaublich, die Zeit verging wie im Flug. Obwohl wir uns am Ortsausgang von Cee etwas verlaufen hatten erreichten wir Finisterre am frühen Nachmittag. Zielstrebig gingen wir zu der Pension Lopez, in der wir auch die Jahre vorher schon übernachtet hatten. Mama Lopez erkannte uns sogar wieder, kaum zu glauben, bei den vielen Besuchern. Nach einer kleinen Erholungspause gingen wir zur öffentlichen Albergue um unsere Compostela-Finisterre abzuholen. Mürrisch und ziemlich unwirsch wurden wir dort empfangen und ich war drauf und dran ohne die begehrte Urkunde den Vorraum zu verlassen. Doch wie so oft beruhigte mich mein Engelchen und natürlich hatte sie Recht. Uns geht es an vielen Tagen ähnlich und es wird uns alles zu viel und wir sind dann auch mal schlecht drauf. Nehmen wir also auch diese Prüfung an.
Zum Abendessen trafen wir uns dann in einem Wirtshaus am Hafen und alle erzählten, was sie so den ganzen Tag über erlebt hatten. Regine und Harald berichteten, das sie am nächsten Tag weiter nach Portugal fahren wollten und für uns heißt es Rückfahrt mit dem Bus nach Santiago.
Wir mussten uns schon etwas beeilen, denn wir wollten noch zum Kap laufen um den Sonnenuntergang anzuschauen, obwohl der Himmel voller Wolken hing.

Am Kap Finisterre

Wir suchten uns ein schönes Plätzchen unterhalb vom Leuchtturm und machten es uns in den Felsen bequem. Etwas weiter erkannte ich auch ,,Papa Che,, und hob grüßend meine Hand. Lächelnd kam er auf mich zu reichte mir seine Hand und zückte seine Brieftasche. Er kramte seinen Personalausweis heraus und hielt ihn mir unter die Nase. Gibts denn so etwas, ich bekam einen heftigen Lachanfall und alle schauten mich fragend an.,, Soll ich euch verraten, wie unser ,,Papa Che,, mit richtigem Namen heißt?'' CASTRO !! Uns standen vor Lachen Tränen in unseren Augen. Was es doch alles so gibt auf dem Camino. Genüsslich stecke Senior Castro sich eine Zigarre an und da war dann Che Guevara perfekt. Unglaublich!


Papa Che am Kap Finisterre

Trotz vieler Wolken wurde es doch ein ganz wunderbarer Abend und ich kann mich kaum erinnern, wann wir uns auf den Heimweg machten. Es folgte eine richtig große Verabschiedung, denn Andrea und Tibor wollten am nächsten Tag sehr früh weiter nach Muxia laufen. Harald und Regine werden dann schon auf ihrem Weg nach Portugal sein und Monika fuhr früh mit dem Bus nach Muxia  um sich dort mit Tibor und Andrea zu treffen.

18. Etappe . Finisterr - Santiago, mit dem Bus
Nun geht es zurück nach Santiago. wir sitzen im Bus und wir denken zurück an die Tage auf dem Camino Primitivo. Unsere Köpfe waren voller Eindrücke und Erlebnisse, so wurde uns die Fahrt auch nicht lang. In Santiago angekommen gingen wir zu einem kleinen Hotel gegenüber der Kathedrale. Hier waren wir auch schon all die Jahre vorher zu Gast. Nun war es auch an der Zeit, uns bei dem hl. Jakobus zu bedanken. Wir gingen hinüber zur Kathedrale und wie es unter Pilgern üblich ist umarmten wir die Jakobus Statue. Danke für eine glückliche Ankunft. Danke für alles was wir erleben durften. Danke, das du uns zusammen geführt hast und Danke, das unsere Mutter noch da sein wird, wenn wir nach Hause kommen.


Unser Camino Primitivo geht nun zu Ende und wenn ich heute daran zurück denke, so war es doch eine unglaubliche Pilgertour.
Zuerst meine Schmerzen in den Knien. Dann die Krankheit unserer, leider nun verstorbenen Mutter. Das scheußliche Wetter der ersten Tage. Die körperlichen Strapazen der Bergtouren. Unsere Grenzen Physisch und Psychisch....Was wird bleiben ?
Bestimmt bleiben die Erinnerungen an eine herrliche Landschaft. An stille Wege voller Emotionen und es bleibt die Pilgerliebe!
Zurück in Hamburg erwartete uns eine Zeit voller Arbeit, Schmerzen und Aufgaben, wie auf dem Primitivo und so hat es dann auch eine sehr lange Zeit gebraucht, bis ich unseren Bericht fertig geschrieben habe. Doch,,,trotz allem erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich für unsere nächste Plgerreise zum hl. Jakobus plane. Gemeinsam haben wir beschlossen, sollte es dem Herrgott  gefallen, im nächsten Jahr 2013 auf dem Camino Portugues nach Santiago zu pilgern... Wir werden sehen.
Vielleicht heißt es dann bald wieder..wir sind dann mal weg. Auf unsere 5. Pilgerreise

Auch hier an dieser Stell möchte ich mich wieder bedanken, bei allen die es uns ermöglicht haben den Camino Primitivo so zu erleben, wie beschrieben. Dazu gehören auch alle Freunde aus Nah und Fern, die wir über all die Jahre auf unseren Wegen trafen und deren Freudschaft uns so sehr viel bedeutet. Ihr werdet immer in unseren Herzen sein und niemals in Vergessenheit geraten
Liebe Grüße an alle
Ulla und Jürgen